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STÄRNÄWÄGLI

1

Das ist Pünktchen. Pünktchen ist ein Hase mit einer Stupsnase, zwei langen Ohren, zwei Hinterpfoten und zwei Vorderpfoten. Sie trägt ein blaues Jeansröckchen mit roten Punkten am Saum. Den gestreiften Schal hat sie eng um den Hals gebunden. Trotzdem ist Pünktchen kein normaler Hase…

Pünktchen hat Angst vor dem Hüpfen.

Sie kann zwar gehen und laufen, aber damit kommt sie nicht so schnell vorwärts. Sie schaut zu ihren Freunden, die fröhlich durch das hohe Gras hoppeln und Verstecken spielen. Wie gerne würde sie auch mitspielen.

2

Ihre Freunde versuchen ihr zu helfen. Aus Ästen bauen sie eine Leiter. «Los Pünktchen, rauf mit dir auf die erste Sprosse!», rufen sie.

Sie machen ein Kissen aus Blättern. «Nur keine Angst, Pünktchen. Wenn du fällst, dann landest du schön weich.»

Sie flechten aus Grashalmen ein Sprungtuch und befestigen es an 4 Ästen. «Komm, hier hüpfst du von alleine, du musst gar nichts machen», schlagen sie vor.

Pünktchen würde so gerne die Hilfe annehmen und einen Hüpfversuch wagen, aber sie traut sich nicht.

3

Bald schon geben ihre Freunde auf und hüpfen davon. Traurig und ratlos sitzt Pünktchen auf einer Holzbeige.

Plötzlich entdeckt Pünktchen etwas Komisches an einem Ast hängen. Es ist lang und braun. Da hört sie eine Maus verzweifelt rufen: «Ach, meine Arme sind zu kurz! Der Wind hat mir meinen Schal gestohlen und jetzt hängt er an diesem Ast fest.»

4

Es wird langsam kalt, der erste Schnee liegt in der Luft.

Hinter einem Baum hört sie den Dachs entmutigt seufzen. «Ich habe noch lange nicht genug für den Winter in meinem Vorrat.»

Pünktchen hat eine Idee. Mit ihren Vorderpfoten formt sie eine Schüssel. «Leg die Beeren und Nüsse einfach rein, dann bringe ich schnell eine grosse Ladung zu deinem Bau», sagt sie.

Der Dachs macht einen Luftsprung vor Freude. «Danke Pünktchen, jetzt habe ich den ganzen Winter genug zu essen!»

5

Pünktchen ist zum ersten Mal seit langer Zeit wieder richtig glücklich. Wie schön, dass sie der Maus und dem Dachs helfen konnte. So vergisst sie ihre Sorgen und merkt gar nicht, wie einsam sie sich fühlt ohne ihre Hasenfreunde.

Eine Weile später läuft Pünktchen bei einem Teich vorbei und sieht den Frosch traurig auf einem Stein sitzen. «Der Teich ist zugefroren. Jetzt kann ich nicht mehr baden.» «Lass mich nur machen.» Pünktchen setzt sich auf ihren Po und rutscht wild auf einer Stelle herum. Und siehe da, das Eis beginnt langsam zu schmelzen und ein kleines Loch bildet sich.

Der Frosch macht einen Luftsprung vor Freude und springt in den Teich. «Danke Pünktchen, jetzt kann ich den ganzen Winter schwimmen.»

6

Mittlerweile fallen die ersten Schneeflocken tanzend vom Himmel.

Plötzlich hört Pünktchen im Gebüsch jemanden jammern. «Hilfe, ich hänge fest!», piepst der Igel, «die Zweige haben mich gefangen genommen.»

Pünktchen hat eine Idee: «Meine Krallen sind so scharf, damit kann ich dich schnell befreien.»

Der Igel macht einen Luftsprung vor Freude. «Danke Pünktchen, jetzt kann ich endlich einen warmen Platz für den Winterschlaf suchen.»

7

Da taucht der Maulwurf aus einem Erdhügel auf. «Gähhhn, ich kann nicht schlafen… gähn… es ist so kalt in meiner Kammer.»

Pünktchen hat eine Idee. «Meine Ohren sind so lang und gross wie eine Decke», sagt sie und deckt den Maulwurf behutsam zu. Der Maulwurf gähnt, dieses Mal vor Freude.

«Danke Pünktchen jetzt kann ich –.»

Aber da ist er auch schon eingeschlafen, mitten im Satz.

8

Plötzlich ist von Weitem leise Musik zu hören. Pünktchen reibt sich die Augen, sie schaut nach links und dann nach rechts, aber sie ist ganz alleine.

Wo ist der Maulwurf hin?

Sie späht nach draussen und entdeckt eine Laterne mit einer brennenden Kerze. Es ist tiefe Nacht, die Sterne funkeln am Himmel. Sie schnappt sich eine Decke und klettert nach draussen. Brr, ist das kalt. Erst jetzt entdeckt sie die weisse Schneeschicht, die alles zudeckt.

Und ein feiner süsser Duft liegt in der Luft, es riecht nach Apfelpunsch und Zimtgebäck.

9

Pünktchen entdeckt all ihre Freunde, die um einen geschmückten Tannenbaum sitzen. Ihre neuen Freunde.

Sie haben eine Überraschung für sie. «Wir wollen mit dir zusammen Weihnachten feiern. Du bist unsere Heldin, du hast uns allen geholfen!»

Gemütlich sitzen sie beisammen, kosten von den feinen Guetzli und trinken Apfelpunsch. Es ertönt «Oh du fröhliche» und sie tanzen zu den Weihnachtsklängen um den Baum herum. Sie rennen im Kreis, immer schneller und schneller, und da passiert es plötzlich.

Im Eifer der Freude beginnt Pünktchen kleine Hüpfsprünge zu machen. Ihre Füsse stossen sich im Takt der Musik vom Boden ab, erst nur ganz wenig und dann höher und höher.

Sie kann es kaum glauben, was gerade passiert….

Sie hüpft! Was für ein Weihnachtswunder!